Veganismus
Vegane Lebensweise vs pflanzliche Ernährung
Man muss streng genommen zwischen einer veganen Weltanschauung und einer rein pflanzlichen Ernährung unterscheiden. Eine vegane Person ist in erster Linie ethisch motiviert und vermeidet daher jedes praktikabel vermeidbare Tierleid. Sie vermeidet also jegliche Ausbeutung von und Grausamkeit gegenüber Tieren, nicht nur in Bezug auf die Ernährung. Im Allgemeinen lehnt eine vegane Person Tierversuche, Kleidung aus Tierfell oder -häuten, Zoos sowie die Nutzung von Tieren als Zirkustiere und die gezielte Zucht von Haustieren ab.
Warum “vegan”, wenn eine drastische Fleisch- und Milchreduktion ausreichen würde?
Die rein pflanzliche Ernährung, wie sie als Teil des Veganismus praktiziert wird, birgt zwar ein unglaublich großes Umwelt- und Klimaschutzpotential, das von vielen stark unterschätzt wird, dennoch würden sich die meisten Umweltprobleme, die der (ethische) Veganismus quasi unbeabsichtigt löst, auch mit einer sehr starken, disruptiven Reduktion von tierischen Lebensmitteln ergeben, also einer nur fast rein pflanzlichen Welt, die also nicht “ethisch vegan” ist.
Wir glauben, dass es gute Gründe gibt, darüber hinaus zu gehen, sich also rein pflanzlich zu ernähren und sich dann auch vegan zu nennen. Eine einfache binäre Änderung der eigenen Ernährungsweise, hin zu einer rein pflanzlichen, veganen Ernährung, ist eine starke Botschaft, die auf die Dringlichkeit der durch die Nutztierhaltung verursachten Probleme hinweist: Die grausame Ausbeutung von Tieren und die massive Umweltzerstörung.
Die Sichtbarkeit und Transparenz einer rein pflanzlichen Ernährung kann anderen Menschen helfen, den persönlichen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise besser zu verstehen und nachzuvollziehen.
So kann die Selbstbezeichnung als “vegan” als Vorbild für andere dienen und sie motivieren, ihren eigenen Beitrag zu leisten [14].
Schließlich ist es wichtig, die ethische Dimension der Entscheidung für eine rein pflanzliche Ernährung zu betrachten:
Jede Reduzierung der Ausbeutung von Tieren ist positiv, aber nur eine vegane Lebensweise verursacht keine Ausbeutung.
Jedes einzelne Tier, das für unsere Ernährung ausgebeutet wird, erlebt furchtbares Leid, unabhängig davon, wie viele (oder wenige) andere Tiere durch eine Reduktion “gerettet” werden konnten.
Wer seinen Konsum von tierischen Lebensmitteln reduziert, verursacht immer noch Ausbeutung und Grausamkeit: dass es schlimmer ist, 10 Tiere in den Schlachthof zu schicken, ist keine Rechtfertigung dafür, fünf Tiere in den Schlachthof zu schicken. Es ist ja auch nicht in Ordnung, fünf Brötchen zu stehlen, nur weil man eigentlich gerne 10 stehlen wollte oder konnte.
Aus ethischer Sicht ist daher eine vollständige Ablehnung der Ausbeutung von Tieren die konsequenteste Entscheidung.
Was Veganismus eigentlich wirklich ist
In den vorherigen Kapiteln haben wir hauptsächlich den egoistischen Vorteil des Veganismus hervorgehoben: den Umweltschutz.
In diesem Abschnitt jedoch geht es uns um die Opfer, also um die Tiere.
Der Veganismus ist eine ethische Position, die die Gleichbehandlung gleicher Eigenschaften als gerecht beschreibt.
Wesen, die ein Bewusstsein haben, leben wollen und leidensfähig sind, verdienen nach dieser Position eine ethische Berücksichtigung, also ein grundlegendes Recht, nicht von anderen aus banalen Gründe wie dem Geschmacksgenuss gefangen, verletzt oder getötet zu werden.
Youtube Video: Einführung in den Veganismus
Egal ob Tier oder Mensch – ein Wesen verdient Schutz vor Verletzung nicht wegen seiner Spezies, sondern wegen seiner kognitiven Fähigkeiten oder seinem Interesse am eigenen Leben.
Ein verbreiteter Irrtum ist, dass vegan lebende Menschen Tierleid um jeden Preis vermeiden wollen, oder gar verpflichtet sind, so zu leben, dass gar kein Tier zu Schaden kommt. Es geht jedoch viel mehr darum, die negativen Rechte, wie z.B. das Recht auf körperliche Unversehrtheit, nicht von der Spezies abhängig zu machen.
Was tun wir mit den Tieren?
Der Film “Dominion” zeigt sehr eindrucksvoll, wie grausam Menschen mit Tieren umgehen. Diesen Film sollte man sich ansehen, um eine informierte Entscheidung zu treffen:
Auch die Recherchen von ARIWA und SOKO Tierschutz lassen keinen Zweifel an der Brutalität und Grausamkeit, die Nutztiere in aller Regel erfahren.
Auch das Leid und Elend durch Tiertransporte ist unfassbar traurig und schockiert selbst hartgesottene Menschen. Schauen Sie sich dazu die Recherchen von Animal Angels auf Youtube an.
Zusammenfassend kann man sagen:
Wir nehmen diesen Tieren alles und ersparen ihnen nichts:
- Wir nehmen ihnen ihre Freiheit und treffen alle wichtigen Lebensentscheidungen für sie.
- Wir nehmen ihnen ihre Familie, ihre Kinder und ihre Freunde.
- Schließlich nehmen wir ihnen das letzte, was ihnen bleibt: ihr Leben.
- Das einzige, was wir den sogenannten Nutztieren nicht nehmen, sind ihre Schmerzen.
Warum sollten wir das unterlassen?
Tiere sind leidensfähig, sie nehmen die Welt wahr und was mit ihnen geschieht, hat eine Bedeutung für sie selbst. Dies sind genau die Gründe, warum wir es als falsch betrachten, Mitgeschöpfen Gewalt anzutun.
Ist es gerecht, ein Individuum allein aufgrund seiner Spezieszugehörigkeit zu dominieren, zu besitzen und auszubeuten? Haben nicht die meisten Tiere eine eigene Persönlichkeit und einen eigenen Willen?
Nutztiere sind sehr schlau!
Wussten Sie, dass Schweine weitaus intelligenter sind als Hunde, sich im Spiegel selbst erkennen und sogar ein Selbstbewusstsein besitzen?
Schweine sind liebevolle Chaoten, die sogar einen Sinn für Humor haben.
Lässt es Sie wirklich kalt, dass Schweine Freunde haben, um die sie auch trauern, dass sie die Klimaanlagen in der Massentierhaltung selbst einstellen können, Computerspiele spielen können und manche kognitive Tests schneller als Primaten lösen können?
Rechtfertigt Geschmack wirklich die Gewalt?
So ziemlich jede Person kann sich ab sofort, hier und jetzt, ohne fremde Hilfe vegan ernähren. Für viele wäre dies sogar gesünder.
Wenn wir also Fleisch essen, dann ehrlicherweise nur wegen des Geschmacks, aus Bequemlichkeit oder aus Gewohnheit, aber nur extrem selten aus gesundheitlicher Notwendigkeit.
Wir fügen diesen Tieren erhebliche körperliche und psychische Qualen zu, wenn wir sie für unseren kurzen kulinarischen Genuss in ein Schlachthaus schicken. Aber ist das wirklich gerechtfertigt?
Der Unterschied zwischen Mensch und Tier
Es gibt wichtige Unterschiede zwischen Menschen und Tieren, und jede:r von uns würde wohl im Notfall ein Tier töten, selbst wenn es ein Schwein oder ein Hund ist, um einen Menschen zu retten.
Die Unterschiede in unserer Behandlung von Menschen und Nutztieren könnten nicht größer sein: Menschen geben wir Grundrechte, während wir Tiere objektifizieren, vor Allem in der Fleisch-, Milch- und Eierproduktion.
Doch welche Unterschiede rechtfertigen es, ein denkendes und fühlendes Wesen, das ein Verlangen nach Leben hat, qualvoll zu mästen und dann einem grausamen Erstickungstod im Schlachthaus zuzuführen, während man dem anderen denkenden und fühlendem Wesen, das ein Verlangen nach Leben hat, und zufällig menschliche DNA hat, ein Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit einräumt?
Wenn wir die individuelle Wahrnehmung von allen üblichen Nutztieren und Menschen vergleichen, finden wir keine Eigenschaften, die diese Brutalität rechtfertigen. Die Empfindung von Schmerz ist nicht von der Spezies abhängig. Ebenso kann man vernünftigerweise annehmen, dass die unnatürliche Haltung und der Freiheitsentzug auch bei nicht-menschlichen Tieren qualvoll ist.
Der Veganismus als ethische Weltanschauung fordert die Anwendung von moralischer Konsistenz, Empathie und Mitgefühl über Speziesgrenzen hinweg.
Die Abwertung eines Wesens allein aufgrund der Spezies, wird als ungerechte Diskriminierung angeprangert und Speziesismus genannt.
Vegan zu leben ist eine moralisch neutrale Weltanschauung, die leidensfähigen Wesen gewisse Grundrechte zugesteht.
Die Psychologin Melanie Joy verwendet den Begriff Karnismus, um das System zu bezeichnen, indem wir alle groß geworden sind, und das die (mittlerweile unnötige) Gewalt an den Tieren, um Lebensmittel zu gewinnen, als notwendig, gut und gerechtfertigt beschreibt, und als Rechtfertigung die Abwertung nicht-menschlicher Tiere liefert.
Es gibt viele vegan lebende Menschen, die eine karnistische Ideologie als diskriminierend, moralisch inkonsistent, brutal und gewaltverherrlichend wahrnehmen.
Dabei wird zugestanden, dass vielen nicht-veganen Menschen dies alles einfach noch nicht bewusst ist.
Wie die meisten vegan lebenden Menschen sind sie damit aufgewachsen, dass der brutale Umgang mit den Tieren als lebensnotwendig dargestellt wurde, und der Konsum von Körperteilen und gewaltsam gewonnenen Ausscheidungen aus gefangen gehaltenen Individuen völlig normalisiert wurde. Es drohen sogar Ausgrenzung und andere soziale Sanktionen, wenn man dieses System hinterfragt.
Der Veganismus bietet uns die Erkenntnis, dass unsere Essgewohnheiten oft nicht mit unseren Werten im Einklang stehen, und die Auflösung dieses inneren Widerspruchs. Den Opfern unserer nicht-veganen Essgewohnheiten rettet er jedoch das Leben, bzw. verhindert deren qualvolle Existenz zu Gunsten wilder, natürlicher Lebensräume in denen dann die Wildtiere wieder Platz zur freien Lebensgestaltung finden können.