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Es gibt einen blinden Fleck bei der Klimaberichterstattung: Die Ernährung wird nur äußerst selten mit der Klimakrise kausal in Zusammenhang gebracht, und wenn, wird traditionell der Fokus auf direkte (fossile) CO2-Emissionen verengt, obwohl die Opportunitätskosten sogar höher sind [15]:
In the standard framework of counting greenhouse gas emissions, opportunity costs are not taken into account. The ‘carbon footprint’ figures usually reported for different foods are based on greenhouse gas emissions today: how much nitrous oxide is produced when we add fertilizers; methane released by cows; carbon released when we cut down forest and replace it with crops. Land use is not included unless it changed in the last year.
Landverbrauch und die Opportunitätskosten der Nutztierhaltung werden oft unterschlagen, wenn von CO2-Emissionen die Rede ist. [16]
Außerdem arbeiten einige Unternehmen aus Profitgier oder unter dem Druck des Wettbewerbs daran, Klimaschutzmaßnahmen zu boykottieren. Sie führen große Desinformationskampagnen durch, beeinflussen Politiker mit Lobbyarbeit oder greifen einzelne Klimaforscher mit geschickten Kampagnen persönlich an und diskreditieren sie. [58]
Ernährung spielt in der Klimaberichterstattung eine unverhältnismäßig geringe Rolle
Ein aktuelle, gemeinsame Studie von Faunalytics und Sentient Media mit dem Titel “Animal Agriculture In Climate Media Coverage” [16] hat ergeben, dass nur 7% der Artikel aus dem Bereich Klimaberichterstattung die Nutztierhaltung überhaupt erwähnen.
Selbst wenn die Zusammenhänge aufgezeigt wurden, gab es selten eine Empfehlung für den so dringend notwendigen Umschwenk auf eine hauptsächlich pflanzliche Ernährung:
Most articles that mentioned animal agriculture failed to discuss the emissions and environmental degradation caused by the industry, let alone the importance of reducing meat consumption or switching to a plant-based diet to fight climate change. When diets were discussed, the effectiveness of plant-based diets was sometimes downplayed or, more often than not, presented almost as an afterthought rather than a legitimate strategy to mitigate climate change.
Falscher Fokus auf Verpackung und Transport, statt auf Nutztierhaltung
Dies führt vielleicht auch dazu, dass die Klimawirkung der Ernährung oft weit geringer eingeschätzt wird als z.B. Plastikverpackungen oder die Verwendung von regionalen und saisonalen Produkten, obwohl diese deutlich weniger Auswirkungen auf das Klima haben. Es kommt vielmehr darauf an, ob ein Lebensmittel pflanzlich oder tierisch ist, denn Transport und Verpackung machen nur 11% der Emissionen der Lebensmittelproduktion aus:
Eine kleine Medienrecherche
Um mal einen ganz groben Überblick über die Berichterstattung zu gewinnen, haben wir mit Hilfe der Genios Presse Datenbank eine Datenbank-Suche in den Tageszeitungen “Süddeutsche Zeitung”, “Die Welt” und der “TAZ” gemacht. Wir haben bewusst Tageszeitungen statt Wochenzeitungen gewählt, weil wir den Eindruck haben, das Tageszeitungen von einem breiteren Publikum gelesen werden.
Die Zahlen in diesen Tabellen sind jeweils die Anzahl der Suchergebnisse für die Suchbegriffe in der jeweiligen Zeitung im Zeitraum 1.1.2018 - 27.1.2024. Das Startjahr 2018 wurde bewusst gewählt, denn hier kam die große Metastudie der Oxford-Universität raus, die darlegt, dass die Nutztierhaltung ein riesiges Klimaproblem ist.
Zunächst suchen wir nach “klima”, um eine Baseline zu bekommen.
| Suchbegriff | SZ | Die WELT | TAZ |
|---|---|---|---|
| klima | 20038 | 12353 | 18972 |
| klimaschutz | 4534 | 3095 | 4729 |
Um eine Vergleichsgrundlage zu haben, haben wir mal nach “Verkehr” in Zusammenhang mit Klima(schutz) gesucht:
| Suchbegriff | SZ | Die WELT | TAZ |
|---|---|---|---|
| verkehr | 19313 | 11970 | 14223 |
| verkehr klima | 3526 | 2464 | 4041 |
| verkehr klimaschutz | 1197 | 860 | 1499 |
Nun im Kontext mit “vegan”:
| Suchbegriff | SZ | Die WELT | TAZ |
|---|---|---|---|
| vegan | 680 | 312 | 686 |
| vegan klima | 205 | 108 | 204 |
| vegan klimaschutz | 32 | 39 | 67 |
| vegan umwelt | 179 | 101 | 223 |
Ganz besonders traurig ist, dass Opportunitätskosten der Nutztierhaltung sehr selten oder gar nicht auftauchen.
| Suchbegriff | SZ | Die WELT | TAZ |
|---|---|---|---|
| klima opportunitätskosten | 0 | 3 | 1 |
| vegan klimastudie oxford | 1 | 3 | 2 |
Vielleicht ist “vegan” nicht der verwendete Begriff, sondern “Nutztierhaltung”:
| Suchbegriff | SZ | Die WELT | TAZ |
|---|---|---|---|
| nutztierhaltung | 41 | 26 | 60 |
| nutztierhaltung klima | 17 | 14 | 24 |
| nutztierhaltung klimaschutz | 2 | 5 | 8 |
| nutztierhaltung umwelt | 25 | 15 | 39 |
| nutztierhaltung antibiotika | 1 | 2 | 5 |
Scheint aber auch nicht besser auszusehen.
Ein weiteres unterberichtetes Problem ist vielleicht das Artensterben:
| Suchbegriff | SZ | Die WELT | TAZ |
|---|---|---|---|
| artensterben | 316 | 138 | 382 |
| artensterben landwirtschaft | 112 | 24 | 111 |
| artensterben nutztierhaltung | 1 | 1 | 2 |
Das sind eher ernüchternde Zahlen.
Natürlich ist dies nur eine oberflächliche Recherche, aber wir finden es vernünftig, die Verhältnisse der Trefferzahlen zueinander als groben Anhaltspunkt für eine, an dieser Stelle unausgewogene, Klimaberichterstattung zu werten. Unserer Ansicht nach, offenbart sich hier ein blinder Fleck in einer Gesellschaft, die Ausbeutung und Grausamkeit nicht-menschlicher Tiere normalisiert.